Rundgang über den Bahnhof Rüsselsheim Opelwerk



Am 06.05.2016 ist der Bahnhof Rüsselsheim Opelwerk noch ein Mekka für Liebhaber von Formsignalen. Im Gegensatz zum Personenbahnhof ist er noch vollständig mit E 43-Technik ausgerüstet. Beginnen wir mit dem Ostkopf, wo der Bahnhof in den Personenbahnhof übegeht, seine Ausfahrsignale sind dabei eher Zwischensignale. Das Signal S23 zeigt gerade Hp 2, so dass sich die S 8 mit geringer Geschwindigkeit anfahren und wenig später über die engen Weichen in der Verbindung zwischen den Bahnhöfen knarzen kann. Ganz hinten links ist auf dem ersten Bild noch das Signal S24 auszumachen, beide Signale haben dann auch Ausfahrvorsignale für den Pbf. In der Mitte ist auch die zweigleisige Abstellanlage auszumachen, ungenutzt und zugewachsen, aber damals durch das EBA wurde deren Stillegung verboten und so wird sie jedes Jahr irgendwann neu freigeschnitten.



Vom Richtungsbahnsteig West dann noch zwei Bilder von demselben Bahnhofskopf: Auch hier gibt es sogar ein Zwischensignal Richtung Ost ganz rechts im Bild: das Signal S25, auch mit Vorsignal. Das wegen der großen Brennweite der Aufnahmen verzerrt dargestellte durchgehende Hauptgleis 27 besitzt kein Zwischensignal, wohl aber die Gütergleise 28 bis 30, zusammen mit einem entsprechenden Ausfahrvorsignal. Opel hat diesen Bahnhofskopf mit zwei Brücken verschönert.


<--- Mitten auf dem Bahnsteig 1 dann ein bemerkenswertes Zeugnis von Industriearchitektur: Das Stellwerk "Rm". Ziemlich eng an Gleis 24 gebaut, so dass der Durchgang dort vorsichtshalber mit einem Bauzaun versperrt wurde. Das Gleis 23 wurde wohl als das wichtigere mit großem Reisendenaufkommen angesehen. Das Stellwerk ist noch funktionstüchtig, allerding normalerweise zum Fdl Rüsselsheim Pbf durchgeschaltet.
Ziemlich genau neben dem Stellwerk ist das Zwischensignal S22 am gleichnamigen durchgehenden Hauptgleis auszumachen, wegen der dort gefahrenen Geschwindigkeit mit langem Durchrutschweg zu den Weichenverbindungen am Ostkopf ausgestattet. Das Stellwerk besitzt einen recht schmalen Fuß, ein dadurch erforderlicher Technikraum ist daher notwendig geworden. Da hebt sich plötzlich ein Flügel vom Signal 22 zur Einfahrt nach Gleis 2 in Rüsselsheim Pbf, beide sind bei ihm nicht gekuppelt, die Einfahrt nach dem Überholgleis Gleis 3 würde dann durch den zweiten Flügel angezeigt werden. Das Rangiersignal am Gleis 24 (N33?) ist für die Einfahrt in die ungenutzte Abstellanlage vorgesehen, welche sogar noch mit einer neuen Betonschwellen-Weiche angebunden wurde. Was für eine Verschwendung!

Und da naht er auch schon, der Zug, für welchen das Signal "gezogen" wurde. RE 29515, ein 429'er als RE 2 auf der Fahrt von Koblenz nach Frankfurt. Aber interessanter ist doch die Armada der Ausfahrsignale P23 bis P29! Und während der Zug in Richtung Rüsselsheim Pbf verschwindet, betrachte ich mir die bevorstehende Ablösung der alten Leuchtstoffröhren durch eine modernere Beleuchtung. In Richtung der Treppenaufgänge hat man sogar doppelte Beleuchtung vorbereitet, auf meiner Seite der Bahnsteigdächer sind dann nur noch einzelne Masten vorgesehen, dafür dann aber mit zwei Auslegern.


Wo gibt es im Jahr 2016 noch insgesamt sechs Formsignale in einer Gruppe nebenenander? Hier ja. Ganz links das durchgehende Hauptgleis der Gegenrichtung besitzt keins, aber sogar beide Bahnsteiggleise der Gegenrichtung besitzen eins (Signale P23 und P24)! Wohl der Tatsache geschuldet, dass ja bis in die fünfziger Jahre hier eine Anzahl von Zügen des Opelwerk-Berufsverkehrs aus Darmstadt (mit Kopfmachen in Mainz-Bischofsheim!) bzw. Wiesbaden/Mainz hier wendeten und damit auch die Abstellanlage nutzten. Dagegen haben die beiden Personenzuggleise 25 und 27 entsprechende Ausfahrsignale sogar mit Vorsignalen für Mainz-Bischofsheim Überleitung II (Vkg und VkgI), das vom durchgehenden Hauptgleis zeigt sogar schon freie Fahrt für dort an. Bevor nun der damit angekündigte Zug kommt, schnell noch die Signale P28 und P28 genannt, welche die Ausfahrten aus dem Güterbahnhof ermöglichen, wegen der Oberleitung mit verkürzten Flügeln. Und dahinter, ganz rechts im Bild, ist hinter den abgestelleten Güterwagen das Wärterstellwerk "Rw" auszumachen.

Und da fährt sie ein, eine S9 nach Wiesbaden Hbf, leider inzwischen aus der BR 430 gebildet (vorne: 430 113), und hält kurz. Den filigranen Bahsteigdachstützen hat man nicht mehr so recht getraut, sie wurden inzwischen durch plumpe Betonsockel verziert. Und die Masten der neuen Bahnsteigbeleuchtung tragen zwar noch keine Ausleger, wohl aber die zur Vorsicht an der Bahnsteigkante auffordernden Piktogramme. Ob da noch jemand draufschaut? Nur die Industriearchitektur der Opelwerke nebenan ist seit dem Krieg fast unverändert, unbeweglich ragt der im Jahr 1929 vollendete und 52 Meter hohe Opelturm als Landmarke über das Gelände von Opelwerk und zugehörigem Bahnhof.

Nur kurz hält der Zug hier, das Fahrgastaufkommen ist Null, und als er den Bahnhof wieder verlässt möchte ich noch zwei Bilder von der westlichen Bahnhofsausfahrt zeigen. 430 674 (174) bildet den zweiten Triebzug, und trotz der hässlichen Straßenbrücke ist doch das "gezogene" Ausfahrsignal P 27 zusammen mit Vorsignal und Geschwindigkeitstafel ein schöner Anblick. Bald wird es diesen nur noch auf Museumsbahnen geben.....