Spurensuche entlang der stillgelegten Brockenstrecke am 14.07.1990


99 7239 hat am 14.07.1990 den Frühzug P 14431 von Wernigerode nach Schierke heraufgebracht. Weiter geht's nicht, die Brockenstrecke wird noch zwei Jahre unbefahrbar bleiben. So bleibt der Dampflok nichts anderes übrig, als

über die Weichen vorzuziehen, um zur Rückfahrt an das andere Zugende zu gelangen.

Und da steht er dann zur Abfahrt bereit: P 14432 zurück nach Wernigerode, derweil die Morgensonne unverhofft die Wolken durchbricht.


Uns dagegen bleibt nichts anderes übrig, als auf Schusters Rappen den geheimnisvollen Berg zu erklimmen. Zuerst geht es entlang der Bahnstrecke, an der alten Bobbahn bietet sich ein Blick zum Wurmberg herüber. Der Verlauf der (noch intakten) Hinterlandmauer ist recht gut auszumachen, die eigentliche (Noch-) Staatsgrenze verläuft allerdings knapp unterhalb der Wurmbergschanze.


Die Wanderung verläuft nun die alte Bobbahn hinauf zur Brockenstraße. Wie Lemminge ziehen die Wanderer auf ihr, vom höchsten Berg Norddeutschlands und seinen nach dem Mauerfall zu entdeckenden Geheimnissen magisch angezogen, auf ihr bergan (links).
Dann ist der Bahnübergang erreicht. Da gibt es noch einiges zu tun, bis hier wieder Züge fahren können.....(rechts).


Nun schnell zum Brockenbahnhof herauf! Ein wenig heruntergekommen, die Gleisanlage. Vorne rechts die Rampe, an der noch bis Anfang der achtziger Jahre die heraufgebrachten Versorgungszüge be- oder entladen wurden. Der größte Teil des Bahnhofs ist mit Flatterband gegen ein Betreten gesichert, man hat schnell reagiert und, noch ohne langes bundesdeutsches Genehmigungsverfahren, den größten Teil des Brockenmassivs zum Naturschutzgebiet erklärt.

Ja, und dann sind wir an der noch bis vor einigen Monaten hochgeheimen Anlage, mittels welcher man fleißig in Richtung Westen lauschte, mißtrauisch belauert von einer ähnlichen Einrichtung am Torfhaus, gegenüber im Westen.

Da genießen wir doch lieber noch ein wenig das Gewimmel am Brockenbahnhof! Die D-Mark ist seit 14 Tagen eingeführt, Schöller-Eis und Wolters-Pilsener haben, wenn auch noch etwas provisorisch, längst die Regie übernommen.


Später befinden wir uns dann auf dem Rückweg. Am Bahnübergang kann man auf den mit Betonplatten ausgelegten Gleiskörper abbiegen und an der Hinterlandmauer entlang zum Bahgnhof Goetheweg wandern.

Da der eigentliche Goetheweg, seit 1961 nicht mehr begehbar, nicht wiedereröffnet wurde, hat man kurzentschlossen dieser Verbindung neu den Namen "Goetheweg" verliehen. Vor Wiederinbetriebnahme der Brockenbahn wird dieser dann nach oberhalb des Gleises kurz vor der noch einige Jahre erhalten bleibenden Hinterlandmauer verlegt werden.

Ein Blick zurück. Schon in etwas Entfernung, aber doch noch recht nahe, thront der Gipfel über den Fichtenwäldern.


Kurz vor dem Bahnhof Goetheweg kommen wir der Grenze dann recht nahe. Ein Blick nach Norden offenbart den Verlauf des Kolonnenwegs der Grenztruppen in Richtung Eckertalsperre. Die eigentliche Grenze verläuft aber westlich davon am Waldrand.

Dann ist auch schon der Bahnhof erreicht. Für ein in der Ebene verlaufendes Ausweichgleis ist hier kein Platz, so existiert hier nur ein einseitig angebundenes Rückdrückgleis, in das bis 1961 der bergwärts fahrende Zug, nachdem er die Weiche passiert hat, hineindrücken konnte, um den talwärts fahrenden vorbeizulassen.

Das alte Bahnhofsgebäude, im Krieg zerstört, wurde nicht wieder aufgebaut. Stattdessen gibt es dieses etwas nördlich vom Bahnhof gelegene Wachhäuschen, von dem man die breite Schneise hinüber zum Torfhaus gut kontrollieren kann.


Zum Schluß noch ein paar Impressionen vom Bahnhof Schierke. Malerisch und still liegt der Bahnhof in der Abendsonne, rechts die Ausfahrt zum Brocken.

Erstaunlicherweise weicht die Form der Lampen von der bei der Harzquerbahn im Allgemeinen verwendeten ab. Auch das Empfangsgebäude fügt sich malerisch in das Ensemble ein.

Bald darauf heißt es dann Abschied nehmen, zumindest für diesen Tag. Bullernd nähert sich 99 7243 mit P 14434 aus Benneckenstein, schnell wird sie umsetzen und uns zurück nach Wernigerode bringen.